Vor kurzem ist auf einschlägigen Ärzte- und Medizinerseiten eine Arbeit erschienen, die dazu verhelfen soll, endlich einen Überblick über Studien zum Thema „Cannabis / Cannabinoiden in der Medizin“ zu erlangen und die Seriosität und Glaubwürdigkeit bewerten zu können. Hierfür hat sich eine Gruppe kanadischer und deutscher Ärzte und Wissenschaftler zusammengefunden, um nach Arbeiten, Studien und Beobachtungen zu Cannabinoiden und ihrer Wirksamkeit zu suchen. Unter Verwendung strenger Einschlusskriterien wollten die Forscher so ermitteln, inwieweit die Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit von Cannabinoiden in der Schmerz- und Palliativmedizin evident ist, also als erwiesen beziehungsweise fundiert gilt.

So erstellten Sie zunächst aus in verschiedenen wissenschaftlichen Datenbanken gefundenen Arbeiten eine systematische Übersicht, entschieden über die Erfüllung der Einschlusskriterien und bewerteten daraufhin die methodische Qualität und klinische Relevanz dieser. Das Ergebnis ist zum Teil überraschend.

Aus 750 gefundenen Arbeiten, Studien und Beobachtungen, bewertetet die Forscher nur 11 so, dass die vorher aufgestellten Einschlusskriterien erfüllt wurden. Die Qualität wurde bei 3 Arbeiten als hoch eingestuft, bei den verbleibenden 8 als mäßig. Zudem wurden 3 verschiedene Langzeitbeobachtungen miteinbezogen. Bei 2 der 3 Beobachtungen ging es um Untersuchungen mit medizinischen Hanfblüten, die dritte bezog sich auf die Verwendung von THC-/CBD-Spray.

Nach vollständiger Auswertung der Studien unter Verwendung der eigenen Kriterien kam man zu folgendem Ergebnis: Bei neuropathischen Schmerzen, also Schmerzen die durch Schädigungen und Erkrankungen des Nervensystems auftreten, ist die Evidenz von Cannabinoiden eingeschränkt vorhanden. Die Verwendung von THC oder CBD kann also sinnvoll sein und als medizinisch fundiert angesehen werden. Bei der Behandlung von Tumorschmerzen, rheumatischen und gastrointestinalen Schmerzen oder bei Appetitlosigkeit hingegen stellten die Wissenschaftler keine ausreichende Evidenz fest. Die Verwendung von Cannabisprodukten bei diesen Beschwerden ist laut dieser Arbeit also vermutlich nicht sinnvoll.

Das Ergebnis ist allerdings wie bei allen Studien und Arbeiten mit Vorsicht zu genießen. Zum einen konnten durch die strengen Einschlusskriterien nur 11 von 750 Arbeiten zum Thema untersucht werden, zum anderen wurden Langzeitbeobachtungen nur für die Produkte „Hanfblüten“ und „THC-CBD-Spray“ miteinbezogen. Dies ist eine sehr kleine Auswahl an möglichen Produkten für die Behandlung von gesundheitlichen Beschwerden. Die Arbeit der deutschen und kanadischen Ärzte beweist daher nicht, dass Cannabinoide bei den bisher eingesetzten Erkrankungen nicht hilfreich sein können. Sie zeigt vielmehr, dass heute immer noch zu wenig seriöse, aussagekräftige Studien und Analysen zu dem Thema existieren.

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges Cannabis, rezeptpflichtiges CBD oder freiverkäufliches bzw. legales CBD. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag und dient lediglich der Aufklärung und Informationsweitergabe. Heil- und Nutzversprechen werden ausgeschlossen.